Minister Hermann: Die neuen Ideen und Verfahren von heute werden morgen Zukunft im Straßenbau sein – Bauwerksdatenmodellierung soll Regel-Methode bei Bauprojekten von Landes- und Bundesstraßen werden
Landes- und Bundesstraßen in Baden-Württemberg vernetzt planen und ausführen sowie die Bauvorhaben digital modellieren, kombinieren und erfassen: Bereits zum zweiten Mal hat Landesverkehrsminister Winfried Hermann MdL den sogenannten BIM-Award an Studierende der an der „Virtuellen Akademie A6“ beteiligten Hochschulen für herausragende Master-Arbeiten rund um das Themenfeld „Building Information Modeling“ (BIM, deutsch: Bauwerksdatenmodellierung) verliehen. Building Information Modeling steht für ein komplett digitales und virtuelles Planungs- Umsetzungs- und Monitoringverfahren beim Bauen. Insgesamt 110 Studierende haben 13 Wettbewerbsbeiträge eingereicht. Hermann als Schirmherr des diesjährigen BIM-Awards übergab am Donnerstag (30. Januar) an der Hochschule für Technik Stuttgart den sechs Preisträgern die Auszeichnung.
Prämiert wurden eine Masterstudiengruppe der Hochschule Biberach (HBC) für „Digitales Bauen einer sanierungsbedürftigen Grundschule“, die Masterarbeit von Tobias Müller der HBC für „BIM zur Überzeugung der Entscheidungsträger für ein Ruderleistungszentrum“, die Masterarbeit von Armin Bernt vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) für „BIM zur Planung von innerstädtischen Straßen- und Stadtbahnanlagen“, die Masterarbeit von Sina Franziska Raasch vom KIT für „BIM zur Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit bei Infrastrukturprojekten“, die Masterarbeit von Oliver Thoma der Hochschule Karlsruhe (HsK) für „BIM-Modellierung der Bahnausbaustrecke Hanau-Gelnhausen“ und die Abschlussarbeit von Sebastian Bernert von der Universität Stuttgart für „Bauprozessverbesserung durch BIM im Straßenbau“.
In seinem Grußwort lobte der Minister die innovativen Ansätze der Master-Arbeiten und hob die Vorteile der BIM-Methode hervor: „Zwei der ausgezeichneten Arbeiten haben die Beteiligung der Öffentlichkeit in den Blick genommen und aufgezeigt, wie dank der virtuellen Darstellungen Bürgerinnen und Bürger sehr viel früher und besser informiert werden können. Vor allem bei Großprojekten kann dies zur Versachlichung und Befriedung beitragen. Auch Entscheider tun sich mit ihren Entscheidungen leichter, wenn sie eine konkrete visuelle Vorstellung vom Projekt haben. Beim Thema Nachhaltigkeit im Straßenbau kann die BIM-Methode punkten, da sich dank der digitalen Planungsmethode die Bauqualität wesentlich verbessert.“
Hermann bekräftigte das Landesziel, wonach mittel- bis langfristig sämtliche Baumaßnahmen in Baden-Württemberg in allen Planungs- und Bauphasen BIM-unterstützt abgewickelt werden: „Die neuen Ideen und Verfahren von heute werden morgen die Zukunft im Infrastrukturbau sein und auch da sind wir in Baden-Württemberg ganz vorne.“ Des Weiteren lobte der Minister in seiner Rede das Engagement, das die Mitglieder der „Virtuellen Akademie A6“ neben ihren Hauptaufgaben erbringen.
Prof. Rainer Franke, Rektor der Hochschule für Technik Stuttgart, hob in seiner Begrüßungsrede die Bedeutung von BIM und der digitalen Transformation für die Baubranche hervor: „Die Methoden und Instrumente von BIM werden in Zukunft nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Unternehmen bestimmen, BIM wird für den gesamten Bausektor im internationalen Wettbewerb von wesentlicher volkswirtschaftlicher Bedeutung sein. Neben der Wettbewerbsfähigkeit ist aber vor allem auch eine effektivere Ressourcenschonung der Grund dafür, BIM im gesellschaftlichen Interesse in der gesamten Baubranche umfänglich zu etablieren. Der Auseinandersetzung der Studierenden mit diesem Themenkomplex ist deswegen ein hoher Stellenwert beizumessen. Die Hochschulen vermitteln im Rahmen von Vorlesungen, Projekten und Studienarbeiten die erforderlichen Grundlagen. Mit den preisgekrönten Abschlussarbeiten werden die positiven Ergebnisse dieser Bemühungen deutlich, hierfür ist neben den Studierenden für die hervorragenden Leistungen auch allen weiteren Beteiligten Dank auszusprechen.“
Bedeutung der BIM-Methode im Bausektor wächst
Bauprojekte im „Building Information Modeling“ kurz BIM, auszuführen, gewinnt zunehmend an Bedeutung. In Baden-Württemberg wird die Methode für den Bereich der Bundes- und Landesstraßen eingeführt und als Regel-Methode etabliert. Sowohl im Bereich Brückenbau als auch im Bereich der Straßenerhaltung konnte das Land mit dieser Methode erste Erfahrungen sammeln. BIM stellt gegenüber konventionell geplanten Bauprojekten einen Paradigmenwechsel dar, da auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Straßenbauverwaltung des Landes neue Rollen und Funktionen zukommen werden. Um die entsprechende BIM-Kompetenz in der Straßenbauverwaltung aufzubauen, wird in der Landesstelle für Straßentechnik ein BIM-Kompetenzzentrum entstehen, dessen Herzstück ein BIM-Lab sein soll.
Auf Initiative von Verkehrsminister Hermann fand die Vorstellung der Arbeiten daher erstmalig im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern der Straßenbauverwaltung Baden-Württembergs statt.
BIM-Pilotprojekte waren erfolgreich – Sieben weitere Projekte 2020 geplant. Die Methode BIM wird in Baden-Württemberg in Pilotvorhaben erprobt. Im Bereich des Brückenbaus kommt BIM im Rahmen des Neubaus der zweiten Gauchachtalbrücke im Zuge der B 31, Ortsumfahrung Döggingen zur Anwendung. Auch die Erhaltungsmaßnahme L 1151 zwischen Reichenbach und Schlichten in den Jahren 2018 und 2019 wurde mit der Methode geplant und gebaut. 2020 wird es sieben weitere BIM-Pilotprojekte an Landes- und Bundesstraßen geben. Die konkreten Maßnahmen gibt das Verkehrsministerium noch bekannt.
Alexander Hofmann, Geschäftsführer der HOCHTIEF PPP Transport Westeuropa GmbH und Vertreter der Mitglieder der „Virtuellen Akademie A6“, erläuterte in seiner Rede die Bedeutung des BIM-Awards und die Arbeit der „Virtuellen Akademie A6“: „Der BIM-Award ist mittlerweile zu einer festen Einrichtung für die beteiligten Hochschulen in Baden-Württemberg geworden und ist damit Ansporn und Leistungsschau zugleich, der den Austausch zum Thema „BIM und Digitalisierung der Arbeitswelt im Bausektor“ fordert und fördert.“
Hohes Niveau der Master-Arbeiten zeigt Leistungsvermögen der Hochschulen. Der von HOCHTIEF PPP Solutions initiierte BIM-Award der „Virtuellen Akademie A6“ wurde bereits zum dritten Mal an Studierende der an der „Virtuellen Akademie A6“ beteiligten Hochschulen vergeben. Zum zweiten Mal in Folge ist Verkehrsminister Winfried Hermann Schirmherr der Auszeichnung. In diesem Jahr hat die Johann Bunte Bauunternehmung zusätzliche Mittel für die Preisträger zur Verfügung gestellt. Der Jury, die über die Gewinnerinnen und Gewinner entschieden haben, gehören Prof. Dr. Herrmann Hütter (Hochschule Karlsruhe) und Professor Dr. Christof Gipperich (Hochschule Biberach) sowie Alexander Hofmann (HOCHTIEF) an.
Den Award stiftet HOCHTIEF PPP Solutions jährlich im Rahmen der „Virtuellen Akademie A6“. Nach den erfolgreichen Veranstaltungen im März 2018 sowie im Januar 2019 lobte das Unternehmen HOCHTIEF PPP Solutions GmbH, in Kooperation mit der JOHANN BUNTE Bauunternehmung GmbH & Co. KG, einen weiteren Preis für Arbeiten im Bereich BIM aus. Schirmherr des BIM Awards 2020 ist Winfried Hermann, Minister für Verkehr in Baden-Württemberg.
Die Jury aus ausgewählten Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft hat anhand der eingereichten Exposés sechs potentielle Preisträger zu einem Workshop eingeladen. Die Studierenden hatten dort die Möglichkeit, einem ausgewählten Fachpublikum und den Juroren ihre Arbeiten anhand einer Präsentation vorzustellen. Die Wertung der eingereichten Abschluss- und Studienarbeiten erfolgte auf Basis der Exposés und der Präsentationen.
Building Information Modeling wird die Prozesse der deutschen und internationalen Bauindustrie in Zukunft immer mehr prägen. HOCHTIEF gilt als einer der Pioniere in diesem Bereich und arbeitet kontinuierlich an der Entwicklung und Implementierung dieser innovativen Arbeitsmethode, so zum Beispiel beim Autobahnausbau der A6.
An der „Virtuellen Akademie A6“, die im Rahmen des Projektes „Verfügbarkeitsmodell BAB A6 AS Wiesloch/Rauenberg – AK Weinsberg“ initiiert wurde, beteiligen sich Professoren der Hochschulen Biberach, Karlsruhe und Konstanz, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Hochschule für Technik Stuttgart und die Universität Stuttgart sowie der Dualen Hochschule des Landes Baden-Württemberg Mosbach.
Das Ziel ist die Förderung des Austausches zwischen Forschung und Lehre an den Hochschulen und der Arbeitspraxis von Unternehmen der Baubranche. Über das Netzwerk der Akademie werden Aktivitäten wie Exkursionen, Projektarbeiten, Praktika oder studentische Abschlussarbeiten in und um das PPP-Projekt koordiniert und gestaltet.
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Fotos: ViA6West