01 Apr Jetzt fehlen nur noch fünf Brückenteile
Heilbronn. Dann waren’s nur noch fünf: Auf der Zielgeraden geht’s gefühlsmäßig immer schneller, obwohl die Arbeitsschritte immer gleich sind: Von den insgesamt 22 Abschnitten der neuen Vorlandbrücke des Neckartalübergangs bei Heilbronn fehlen nur noch fünf, dann ist der Lückenschluss bei der längsten Autobahnbrücke in Baden-Württemberg geschafft.
Auch die südliche Hälfte des 1,3 Kilometer langen Bauwerks ist rekordverdächtig gewachsen, „jeweils 38 Meter in elf Tagen“, erklärt Thanos Triantafyllou. Der zweite Bauleiter ist für die Bauarbeitsgemeinschaft (BauArge) aus Hochtief und Johann Bunte für den Bau der 823 Meter langen Vorlandbrücke zuständig.
Der Neckartalübergang gehört zum größten Teilprojekt im Rahmen des aktuellen sechsstreifigen Ausbaus der A6 zwischen der Anschlussstelle Wiesloch/Rauenberg und dem Weinsberger Kreuz durch die Projektgesellschaft ViA6West.
Der Überbau der Vorlandbrücke – also die künftige Fahrbahn – steht auf 84 massiven Betonpfeilern, auf denen die Brücke kontinuierlich gen Osten wächst. Hier wartet bereits seit Ende vergangenen Jahres die 513 Meter lange Neckarbrücke, eine filigrane Konstruktion aus Spezialstahl mit den optisch auffälligen Wellen. „Achse“ nennen die Baufachleute die Stützen, auf denen der Überbau ruht und auf dem künftig der Verkehr in Fahrtrichtung Nürnberg auf drei reichlich dimensionierten Fahrstreifen rollt.
Die Achse 240 ist etwas Besonderes: Hier treffen die Strombrücke aus Stahl und die Vorlandbrücke aus Beton zusammen. Und auf diesen Termin fiebern die Betonbauer der BauArge hin, denn dann wird Hochzeit gefeiert. So nennt man das Zusammentreffen von zwei Brückenteilen, die hier auch auf den Millimeter genau passen müssen.
„Mit heutiger Messtechnik ist das kein Problem“, erklärt Thanos Triantafyllou weiter. „Laser“ heißt hier das Zauberwort, mit denen das Bauwerk permanent überprüft wird. Die Toleranz liegt bei vier Millimeter, mehr darf die aufwendige Betonkonstruktion nicht abweichen. Da muss absolut alles stimmen, von der Schalung über die Stahlbewehrung bis zum präzisen Abziehen des Betons.
Apropos Schalung: Für die Herstellung der Vorlandbrücke nutzen die Spezialisten der BauArge eine besondere Konstruktion: Eine Schalung, die von Pfeiler zu Pfeiler mitfährt. Vorschubrüstung heißt das raffinierte Gittermast-Konstrukt. Mithilfe von Hydraulik, Stahlseilen, jeder Menge Stellmotoren und natürlich Holz als Brettschalung ist die Konstruktion ausgestattet. Sobald ein Feld fertig ist und der Beton abgebunden hat, bewegt sich die Vorschubrüstung im Schneckentempo zum nächsten Pfeiler 38 Meter weiter und wird von einem Vermesser genauestens positioniert. „Ein enormer Zeitvorteil“, erklärt Thanos Triantafyllou. Zum Vergleich: Beim Bau des ersten Neckartalübergangs in den 1960er Jahren benötigte man mit der damals üblichen Schaltechnik für 45 Meter Brücke rund drei Monate – heute sind es für 38 Meter im Schnitt elf Tage.
Und beim Betonieren der neuen Vorlandbrücke darf auch nicht getrödelt werden. Damit das Zement-Stein-Gemisch auch seine Festigkeit erhält, muss das an einem Stück geschehen. Rund 750 Kubikmeter Beton werden in einer zwölf-Stunden-Schicht eingebracht – da darf nichts schief gehen. Hauptarbeit bei der Herstellung des Brückenüberbaus ist jedoch die Bewehrung – also der Stahl. Der sorgt für die Stabilität und Zugfestigkeit des Überbaus. Deshalb werden pro Brückenabschnitt rund 83 Tonnen Bewehrungseisen eingeflochten – die sind zum Teil daumendick.
„Die bisherigen Arbeiten an der Vorlandbrücke sind nach Plan gelaufen, das kurze Gastspiel des Winters hat die Arbeiten nicht beeinträchtigt“, erklärt der zweite Bauleiter der Neckartalbrücke weiter. Zuversicht auch beim Hochzeitstermin: Voraussichtlich im Mai soll die Vorlandbrücke mit der Stahlbrücke zusammentreffen – dazwischen liegen noch rund 190 Meter. Das gibt noch ein Stück Arbeit und wird dann auch entsprechend gefeiert.
Ende 2021 sollen dann die ersten Fahrzeuge über die neue Konstruktion rollen. Dann wird der heute bereits fertiggestellte nördliche Brückenüberbau für das Hochamt der Planer und Bauingenieure vorbereitet: Den Querverschub. Die bereits jetzt fertiggestellte Brückenseite wird um rund 20 Meter komplett Richtung Süden verschoben. Das wird für alle Beteiligten spannend.
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