12 Jun Zur Hochzeit einen bunten Richtbaum
Heilbronn/Neckarsulm. Es ist geschafft! In Rekordzeit haben die Bauarbeiter die südliche Brückenhälfte des Neckartalübergangs fertiggestellt – jetzt wurde die Brückenhochzeit gefeiert. So nennt man das Zusammenkommen zweier Brückenteile – im konkreten Fall das Zusammentreffen der Strombrücke aus Stahl und der Vorlandbrücke aus Beton. Zusammen überspannen beide Hälften das Neckartal bei Heilbronn auf einer Länge von 1,3 Kilometer; damit ist dieses Viadukt der A6 die längste Autobahnbrücke in Baden-Württemberg. Vom Osten her ist es eine rund 510 Meter lange filigrane Stahlkonstruktion. Sie überbrückt neben der Bahnlinie Heilbronn – Würzburg mit der Kanalstraße eine der wichtigsten Straßenverbindungen zwischen der Käthchenstadt Heilbronn und Neckarsulm und natürlich den Neckar einschließlich Neckarkanal.
Von Westen her überspannt das Neckarvorland und die Auenlandschaft eine über 820 Meter lange Spannbetonkonstruktion; beide Brücken bilden damit den Neckartalübergang. Im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus der A6 musste auch dieser Brückenzug unter laufendem Verkehr komplett erneuert werden, der überproportionale Anstieg des Güterverkehrs auf der mittlerweile wichtigsten Ost-West-Route hatte dem ursprünglichen Bauwerk aus den 1960er Jahren zu stark zugesetzt.
Für die letzten Meter zur Brückenhochzeit hatten sich die Betonbauer der Bauarbeitsgemeinschaft (BauArge) aus Hochtief und Johann Bunte noch einmal ins Zeug gelegt und darüber hinaus mit der Termintreue ein beachtenswertes Zeichen gesetzt. „Trotz Corona und vieler Widrigkeiten sind wir super im Zeitplan, auch wenn hierfür einige Anstrengungen notwendig waren“, erklärt nicht ohne Stolz Geschäftsführer Simon Dony von ViA6West.
Die Projektgesellschaft ist neben dem Bau des Neckartalübergangs verantwortlich für den gesamten Ausbau der A6 zwischen der Anschlusssteller Wiesloch/Rauenberg und dem Weinsberger Kreuz.
Symbolträchtig auch der Richtbaum: Die 84 bunten Papierbänder stehen für die 84 Pfeiler, auf denen der Überbau für die Fahrbahn ruht.
Die Brückenhochzeit markiert zwar einen wichtigen Meilenstein beim Ausbau der wichtigen Verkehrsachse. Doch jetzt stehen weit größere Herausforderungen für alle Beteiligten an, wie Geschäftsführer Dony weiter erklärt: Die aufwendigen Vorbereitungen für den spektakulären Querverschub. Dazu wird im Spätherbst der Verkehr von der jetzt nördlichen Brücke auf das südliche Teilbauwerk gelegt, damit die bereits fertige Brücke in zwei Teilen um rund 20 Meter nach Süden verschoben werden kann. Dies passiert voraussichtlich im zeitigen Frühjahr 2022.
Hintergrund: Die Autobahn A6 zwischen Mannheim und Heilbronn (78 Kilometer) wurde zwischen 1964 und 1968 gebaut. Kosten: 585 Millionen D-Mark. Das sind auf heute hochgerechnet rund 1,2 Milliarden Euro. Vorteil des Bauvorhabens damals: Es konnte auf „der grünen Wiese“ gebaut werden – heute wird unter laufendem Betrieb gearbeitet. Das ist laut ViA6West-Pressesprecher Michael Endres „eine Operation am offenen Herzen“. Der Neckartalübergang selbst wurde in den Jahren 1965 – 1967 erbaut und 1968 dem Verkehr übergeben.
Weshalb der Neubau? Durch den enormen Anstieg der Verkehrsbelastung war die Brücke massiv in Mitleidenschaft gezogen worden. Ursprünglich war die Strecke für maximal 60.000 Fahrzeuge pro Tag (24 Stunden) ausgelegt; heute sind es in Spitzenzeiten bis zu 100.000 Fahrzeuge. Als mittlerweile wichtigste Ost-West-Verbindung Prag – Paris passierten täglich – allerdings vor Corona – bis zu 30.000 Lastwagen den Brückenzug. Das ergibt hintereinander aufgestellt 600 Kilometer Lkw pro Tag.
Ab Sommer 2022 stehen in Fahrtrichtung Mannheim und in Fahrtrichtung Nürnberg jeweils drei Fahrstreifen plus Standstreifen zur Verfügung.
Der Neckartalübergang besteht aus zwei Teilen – Beton- und Stahlbrücke. Die Stahlbrücke ist rund 510 Meter lang und wiegt allein rund 6000 Tonnen. Die Betonbrücke ist ca. 820 Meter lang; sie wurde in einem Spezialverfahren mit einer Vorschubrüstung (eine mobile Betonschalung) hergestellt. Die Brücke wurde in 22 Abschnitten betoniert, das dauerte jeweils zwischen acht und elf Tagen.
Zum Vergleich: Für die alte Betonbrücke benötigte man vor über 50 Jahren deutlich mehr Zeit: Für 45 Meter waren es drei Monate.
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