Eine Kiste Bier in der Sprengkammer

Sinsheim. „Das war damals harte Knochenarbeit“, erinnert sich Heinrich Bauer sen. (81). Denn der ehemalige Bauleiter hat jene Brücke erstellt, die jetzt im Zuge des A 6-Ausbaus durch die ViA6West abgebrochen wurde. In den 1960er Jahren arbeitete der Sinsheimer als Capo bei der Philipp Holzmann AG und war bei der Brücke beim Quellbergweg verantwortlich. Das war zwischen 1960 und 1961. Damals war die Autobahn erst in Planung, sie wurde erst mehr als vier Jahre später realisiert.

Die Brücke überspannte jene Trasse, die einmal als Umfahrung der aufstrebenden Kreisstadt Sinsheim geplant war. Doch daraus wurde bekanntlich nichts. Statt Umleitung wurde hier wenig später die Autobahn gebaut. Lebhaft erinnert sich Heinrich Bauer an die Arbeiten an der Quellbergbrücke. Zwei D-Mark gab es für ihn als Bauleiter als Stundenlohn, „für damalige Verhältnisse ein guter Verdienst“, sagt der 81-Jährige. Besonderheit an diesem Bauwerk über die Autobahn: Es hatte noch zwei Sprengkammern – jeweils eine an den beiden Widerlagern.

Und spannend wurde es beim Öffnen der Sprengkammern allemal: Laut Heinrich Bauer haben die Bauarbeiter vor mehr als 58 Jahren dort eine Kiste Bier eingegraben – aus Jux, wie der 81-Jährige erzählt. Ob die wohl heute noch existiert? Die ViA6West hat’s möglich gemacht: Heinrich Bauer war beim Abbruch mit dabei, die Geschichte mit der Bierkiste in der Sprengkammer hatte ein riesiges Medieninteresse hervorgerufen: Alle waren gespannt, ob von der Bierkiste noch was übrig ist, die Bauleute schauten ganz genau hin, inspizierten die Sprengkammer. Aber außer ein paar Scherben der Bierflaschen kam nichts mehr zu Tage. Die Flaschen Wein, das verriet Heinrich Bauer, hatte ein Mitarbeiter schon bald nach der Grundsteinlegung weg getrunken – er hatte die Kammer nachts aufgehebelt. ie Bierflaschen dürften im Laufe der Jahre anderen Menschen zum Opfer gefallen sein, denn die Kammer ist von außen zugänglich, wenn man unter die Brücke kriecht.

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