Die Haselmaus fühlt sich hier wohl

Die Haselmaus fühlt sich hier wohl

Sinsheim. Die Haselmaus liebt’s kuschelig. Aber vor allen Dingen blitzblank sauber in der eigenen guten Stube. Darin unterscheidet sich die Haselmaus von anderen Mäusen. Allerdings ist sie im eigentlichen Sinn gar keine Maus, sondern zählt zur Familie der Bilche. Zur unmittelbaren Verwandtschaft gehört nämlich der ebenso possierliche Siebenschläfer.

Die knapp acht Zentimeter große und rund 30 Gramm schwere Haselmaus steht wegen ihres seltenen Vorkommens unter besonderem Schutz. Einige Exemplare leben entlang der Autobahn zwischen Wiesloch/Rauenberg und Sinsheim. Damit der kleine nachtaktive Nager beim aktuellen sechsstreifigen Ausbau der A6 nicht vertrieben wird, sind über den privaten Autobahnbetreiber ViA6West knapp 400 spezielle Haselmauskästen und Nistgelegenheiten installiert worden. Zudem wurden die Bereiche entlang der Rodungsgrenzen aufgewertet, indem Futterpflanzen sowie Totholzstrukturen angelegt wurden, um ein Ersatzangebot zu schaffen und die Lebensräume zu verbinden.

Die Ersatzwohnzungen für den scheuen Bilch mit den schwarzen Knopfaugen werden regelmäßig kontrolliert – „damit bekommt man einen guten Überblick über die Anzahl der kleinen Gesellen“, erklärt Alexander Herrmann. Für den Geschäftsführer von ViA6West ist Naturschutz beim Ausbau der Autobahn kein reines Lippenbekenntnis: „Wir setzen entlang der A6 auch zahlreiche weitere Naturschutzmaßnahmen um“, sagt er weiter. Randstreifenbegrünung, Kleinbiotope, Rückzugsflächen für Reptilien und vieles andere mehr wurden bislang realisiert, „wir sehen uns hier klar in der Verantwortung“, erklärt der Geschäftsführer weiter. Größte Maßnahme im Zusammenhang mit Naturschutz von ViA6West ist bekanntlich die 40.000 Quadratmeter große Ausgleichsmaßnahme bei Offenau.

Mit dem Anbringen von Nistkästen- und Nisthöhlen ist es aber nicht getan: Zweimal im Jahr findet über ein externes Fachbüro ein so genanntes „Monitoring“ statt. Da wird genau untersucht, wie die „Ersatzwohnungen“ belegt sind. Matthias Jäger vom Büro IUS Weibel & Ness GmbH erkennt sofort, wer sich hier eingenistet hat. „Normale Feldmäuse halten nicht viel von Hygiene, da ist das Nest gleichzeitig Toilette.“ Die Haselmaus ist da ganz anders. Sie hält ihre Behausung pikobello sauber und baut für den Winterschlaf ein filigranes Nest aus Moos und Blättern.

Während ihrer Aktivitätsperiode von April bis Oktober nutzen Haselmäuse gerne an Bäumen angebrachte Kästen, in die sie ihre kugeligen Nester zum Schlafen einbauen können. Diese Behausungen werden bevorzugt an Buchen gehängt und haben eine zum Baumstamm gerichtete Öffnung. Die Bilche klettern am Baumstamm hoch und gelangen so von unten bzw. hinten in den Kasten hinein. Nicht immer sind es Haselmäuse, die die Kästen nutzen. Oft findet Matthias Jäger bei seinen Kontrollgängen auch Sieben-, Baum- oder Gartenschläfer oder Waldmäuse in den Verstecken.

Weil Haselmäuse eine sehr versteckte Lebensweise führen und nur in der Dämmerung und Nacht aktiv sind, bleiben sie vom Menschen meist völlig unbemerkt. Ihr Lebensraum in naturnahen Wäldern und artenreichen Feldgehölzen ist geprägt durch dichten Aufwuchs und ein hohes Versteckreichtum. Ihr Speiseplan ist abwechslungsreich: Überwiegend ernähren sich Haselmäuse von Früchten, Samen und Knospen der Sträucher, die sie nur selten verlassen. Mit Haselnüssen, Bucheckern, anderen Baumfrüchten und Beeren futtern sich die Haselmäuse im Herbst reichlich Speck für den Winterschlaf an. Haselmäuse können – wenn ihr Lebensraum intakt ist – bis zu sechs Jahre alt werden.

Das Ergebnis der Untersuchung ist überaus positiv: In zahlreichen Behausungen wurden Nester des kleinen Bilchs gefunden, „klares Indiz dafür, dass sich die seltenen Tiere hier trotz der Baumaßnahme weiterhin wohl fühlen“, freut sich Geschäftsführer Herrmann.

No Comments

Sorry, the comment form is closed at this time.